„Weibliche“ Führung und die Notwendigkeit mehr „weiblicher“ Führungskräfte sind in aller Munde. Ein höherer Anteil von Frauen in Politik, Wirtschaft und Kultur soll Teilhabe und Geschlechtergerechtigkeit fördern. Dies wird unter dem Begriff "weiblicher Führung" oder Female Leadership gefasst. Dieses Verständnis von Führung geht davon aus, dass Frauen bestimmte Eigenschaften haben, auf Grund derer sie einen anderen Führungsstil haben, als Männer. Dieser zeichne sich dieser Auffassung nach dadurch aus, dass bestimmte Qualitäten als weiblich angesehen werden, wie beispielsweise Teamfähigkeit, Kommunikationsvermögen oder emotionale Intelligenz.
Das Problem am Konzept female leadership
Problematisch an dem Konzept von Female Leadership ist, dass es die Auffassung bestärken kann, dass Frauen sich auf eine bestimmte Art verhalten sollten und reproduziert damit die bestehenden binären Geschlechterstereotype. Dieser Vorgang wird in den Sozialwissenschaften als doing gender bezeichnet: “Das Geschlecht, das wir zugeschrieben bekommen haben und in dem wir leben, beeinflusst, was die Welt von uns erwartet, wie wir behandelt werden und wie wir uns verhalten” (zitiert aus Neue Narrative: Braucht Führung ein Geschlecht?)
Nicht alle Frauen haben die selben Führungseigenschaften
Nicht alle Frauen haben diese Eigenschaften oder verhalten sich per se besonders empathisch oder teamfähig und auch nicht alle Männer verhalten sich beispielsweise kompetitiv. Zudem fallen in dieser binären Sichtweise alle anderen Menschen raus, die sich nicht als weiblich oder männlich definieren.
Konzepte Feministischen Führens gehen darüber hinaus und wirken auf einen tiefgreifenden Wandel auf persönlicher, zwischenmenschlicher und struktureller Ebene hin. Ein zentraler Fokus von feministischer Führung ist das Neudenken und Umverteilen von Machtverhältnissen sowie das Hinterfragen von Privilegien. Außerdem gelten diese Konzepte für alle Menschen, unabhängig ihres Geschlechts und betrifft nicht nur Menschen in Führungspositionen. Der Fokus liegt auf dem Team, der Gemeinschaft und dort stehen das Menschsein und die Verbindung im Mittelpunkt. Es geht um die Frage, wie es gelingt, sich im Arbeitskontext menschlich und solidarisch zu begegnen und welche innere Haltung es dazu braucht. Diese Haltung generiert sich aus der Reflexion eigener Schwächen und Stärken, Erfahrungen, gesellschaftlichen Positionierungen und Präferenzen. Sie wird im Kontakt mit anderen Menschen ausgebildet und fortlaufend weiterentwickelt. Des Weiteren geht es in der Praxis darum, Räume zu schaffen, in denen Menschen ihre Potentiale entfalten können. Dazu braucht es Anerkennung, Unterstützung, gesehen und gehört werden.
Was bedeutet feminisitsche Führung?
Organisationen aus dem Global Impact Sector wie Action Aid und Oxfam haben feministische Führung als Teil ihrer internen Organisation eingeführt. In der alltäglichen Praxis kann eine feministische Führungskultur und Organisationsstruktur bedeuten, dass zentrale Führungsrollen geteilt - also von mindestens zwei Personen ausgeführt werden - und in einem offenen und transparenten Prozess mit dem Team, Erwartungen, Aufgaben und Gehälter besprochen und ausgehandelt werden. Die Umsetzung feminisitscher Führung folgt keinem Rezept, es ist ein kollektiver, transformativer Prozess, in dem Fehlermachen erlaubt und als Wachstumsprozess gesehen wird.
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